Leben am Geschichtstatort der Berlin-Blockade
mehr"Es ist der nebligste Winter seit achtzig Jahren«, behaupten Wetterkenner. Die Luftbrücke tut ihr möglichstes. Aber das Unmögliche kann auch sie nicht ermöglichen.“ schrieb die Berliner Autorin und Widerstandskämpferin Ruth Andreas-Friedrich am 13. Dezember 1948 in ihr Tagebuch.
Lange Zeit ein Symbol für den Kampf der politischen Systeme in der Nachkriegsordnung, steht der ehemalige Flughafen Tempelhof heute für die Sehnsucht nach Natur und Freiräumen in der zunehmenden Enge der Berliner Stadtlandschaft.
Die ursprüngliche Nutzung des Areals - als Flughafen, Friedhof und Einflugschneise - wurde in den vergangenen Jahren sukzessive umgewandelt in eine öffentliche Nachnutzunge als Park, Freizeitfläche, Urban Gardening, Kunstfestival und vielem anderem mehr. Einige historische Relikte sind erhalten, wie die Start- und Landebahn, das Landungsfeuer und die Fundamente des Zwangsarbeitslagers der evangelischen Kirche. Alte und neue Nutzung des Geländes überlagern sich so partikelweise.
Dieser historische Ort ist auch zu einem Teil meines Lebens geworden, seit ich selbst dort wohne. Mein Zuhause ist ein weiteres Partikel; zu sehen auf dem berühmten „Rosinenbomberfoto“ des damaligen New York Times-Fotojournalisten Henry Ries – auch wenn nur im Hintergrund des Geschehens.
Meine Arbeit benennt diese vielfältigen Aspekte des Areals, verdichtet sie und erfasst die Komplexität des Ortes. Folglich ist auch der Titel meiner Arbeit vielschichtig.
„Partikel“ bezieht sich auf den Nebel auf dem Tempelhofer Flughafen, der das Starten und Landen der „Rosinenbomber“ damals verzögerte. Partikel in der Luft erschwerten die Sicht. Zugleich ist er aber auch eine Referenz auf die Bilder meiner Spurensuche, die immer nur einen Teil des Ganzen zeigen.

1 | 12

2 | 12

3 | 12

4 | 12

5 | 12

6 | 12

7 | 12

8 | 12

9 | 12

10 | 12

11 | 12

12 | 12
Dagmar Gester