Signale
747 Sonnenstunden. Das meteorologische Frühjahr 2020 hält einen Rekord, es war der sonnenreichste Frühling in Berlin seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1893. Und er war viel zu trocken.
Mit Beginn der Corona-Pandemie zeigte sich die doppelte Bedrohung: unmittelbar durch das neue Virus SARS-CoV-2 für die Gesundheit jedes Einzelnen und mittelbar durch die Erderwärmung und den Artenschwund für das Überleben der gesamten Menschheit.
Es sind Bedrohungen, die uns unsere Verletzlichkeit lehren. Sie erzwingen ein Bewusstsein der menschlichen Körperlichkeit, auf die folglich auch alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zielten: Nähe, Kontakt und Gemeinschaft.
Deutlich sichtbar wurde das an den Absperrbändern, die 2020 auch das Berliner Stadtbild durchzogen. Die Formgebung der Bänder bewirkte 2020 eine Art Neuvermessung der Stadt. In ihrer dreidimensionalen Plastizität entstand eine Architektur des Zwischenraums. Die auf eine ganz eigene Weise im Außen unsere innere Suche nach Orientierung erfasste.
Sie wurden zu einer eigenen Attraktion und waren zugleich Symbole für einen Ausnahmezustand, der bereits in eine Zukunft weist, in der sich die Menschheit zunehmend zurücknehmen müssen wird.
In Anlehnung an die Ästhetik von Polaroids erhalten die Fotografien eine weiße Umrandung. Beschriftet mit Informationen zu Ort und Zeit. Die Straßen- und Ortsnamen (vom Europaspielplatz bis zur Germaniapromenade) fügen eine weitere Ebene ein und kommunizieren mit den Fotografien.
Dagmar Gester